veröffentlicht am 25.01.2024

Feinste Tonkultur

Feinste Tonkultur

Wenn Musikschullehrer:innen des Musikum Seekirchen in einer öffentlichen Sonntags-Matinee ihre eigene hohe Virtuosität unter Beweis stellen, ist das nicht nur für die anwesenden Schüler:innen sowie deren Verwandte und Bekannte äußerst spannend und faszinierend, sondern generell für viele Musikliebhaber.

Unter dem Motto „Warme Klänge für kalte Tage” konnten sich die zahlreich erschienenen Besuche:innen in diesem knapp 70-minütigen Konzert über eine musikalische Zeitreise vom 17. bis ins 21. Jahrhundert freuen. Eröffnet wurde das Konzert von Martin Kreuzberger an der Piccolotrompete, begleitet von Lilly Zhang-Sowa am Klavier mit dem zweitältesten Stück des Konzerts, einer Sonata in D-Dur von Giuseppe Torelli. Dann staunten die Besucher:innen über ein seltenes und ungewöhnliches Instrument, einer Groß- oder Langlaute, gekonnt gespielt von Aspasia Dimitriadou im Duett mit Tabea Seibert, die der Sopranblockflöte schier überirdische Töne entlockte. Dargeboten wurde eine Sonata von Johann Heinrich Schmelzer.

Präzise und gefühlvoll
Unmittelbar danach folgte das nächste Saiteninstrument, die Gitarre, gespielt von Pal Paulikovics. Man muss diesen Musiker selbst gehört und gesehen haben, um sich einen Begriff von seiner ungemeinen Fertigkeit und seinem präzisen, gefühlvollen Vortrag machen zu können. Nachdem er solistisch zwei Capriccios von Luigi Legnani vorgetragen hatte, spielte er mit Violoncello-Lehrer Sven Ahnsjö zwei spanische Volkslieder in anspruchsvoller Saiten-Kunst. Es war, als würde das Cello zart mit der Gitarre tanzen. Im Anschluss kontrastierte Ivan Nazarenko am Klavier mit einer spritzigen Interpretation von Ernestos Lecuonas „Malagueña”. Damit war das Konzert nicht nur in Kuba, sondern im letzten Jahrhundert angekommen.

Ausgezeichnete Künstler
Genau dort setzten Karl Strohriegl an der Klarinette und einmal mehr Lilly Zhang-Sowa am Klavier einen großartigen Akzent: den 1. Satz von Peter Przystaniks „Five Angels”, gekonnt und gefühlvoll vorgetragen. Die Klarinette sollte auf der Bühne bleiben, Karl Strohriegl und Lilly Zhang-Sowa ebenso, es gesellte sich eine weitere Vertreterin der Holzblasinstrumente dazu, gespielt vom ungarischen Komponisten und Klarinettisten Theodor Burkali, der die Eigenkomposition „Fons luminis” beisteuerte. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass Burkali ein vielfach ausgezeichneter Künstler ist, der gerade dabei ist, ein ganzes „Clariversum” zu erschaffen – ein Universum von Klarinettenwerken verschiedenster Besetzungen und mittlerweile mehr als 100 Werke komponiert und verlegt hat. Das Finale bestritten wieder Sven Ahnsjö und Lilly Zhang-Sowa in der bewährten Klavier/Cello-Besetzung mit einem Werk von José Bragato: „Graciela y Buenos Aires”. Damit war die Matinee im Jahr 2002 angekommen.

Feinste Tonkultur
Alles in allem ein ungemein spannendes, begeisterndes und abwechslungsreiches Konzert. Für ihre Tonkultur vom Feinsten und ihr Musizieren auf höchstem Niveau wurden die Pädagog:innen und Künstler:innen mit großer Begeisterung und stürmischem Applaus belohnt. Neben der pädagogischen Unterrichtsarbeit darf das eigenständige, künstlerische Schaffen nicht zu kurz kommen. Großer Dank gebührt den Lehrer:innen für ihre Darbietungen, die sicherlich dazu beigetragen haben, die Lust am Musizieren bei den Schüler:innen zu wecken und den Funken überspringen zu lassen.

Hier geht es zu den Videos:
Torelli (Trompete): https://youtu.be/fpHeVvWHdV0
Lecuona (Klavier): https://youtu.be/oAzpU2GJIbI
Przystaniak (Klarinette + Klavier): https://youtu.be/AeFKwUgUE40
Burkali (2 Klarinetten + Klavier): https://youtu.be/Vy_ccZRmqF8
Bragato (Violoncello + Klavier): https://youtu.be/c48G5a4BHwg

Text: Leo Fellinger
Bilder: Copyright © Leo Fellinger I Kunstbox

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